Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein

Robert Bosch (Unternehmer, Deutschland)

Die Herstellung von Pflanzenölen

Ölsaatenverarbeitung / Innenansicht einer industriellen Ölmühle

Der Begriff „Ölmühle“ mag altertümlich anmuten. Ein Blick hinter die Werkstore der deutschen Ölmühlen verrät sofort: Sorgfalt und hohe Qualitätsstandards sind hier die einzige traditionelle Komponente. Bei den Verarbeitungs- und Veredelungsprozessen gewaltiger Rohstoffmengen kommt heute modernste, hocheffektive Technik zum Einsatz – mit einer nahezu verlustfreien Verwertungsbilanz des Rohstoffes Ölsaat. So gut wie nichts ist Abfall. Die ganze Ölsaat findet durch Pressung, Extraktion, Toasten und Raffination in den unterschiedlichsten Bereichen und Branchen Verwendung.

Doch was passiert eigentlich in der Ölmühle? Die Grafik macht deutlich, wie effektiv und ausgeklügelt die Verarbeitungsprozesse sind. Zunächst einmal stehen Ölmühlen niemals still. Die Rohstoffe werden auf dem heimischen bzw. europäischen sowie auf dem Weltmarkt stets zur richtigen Zeit und in der richtigen Menge geordert.

Zum Werk gelangen sie – „just in time“ – per Binnenschiff, Bahn und LKW oder aus Übersee per Frachtschiff. Die angelieferten Saaten werden gereinigt, getrocknet und ggf. geschält. Anschließend erfolgt das so genannte Brechen: Die erwärmten Körner werden zerkleinert und gepresst. Dadurch wird das Öl aus dem Zellgewebe gelöst und abgeleitet. Aber auch der große Rest in Form von Presskuchen wird komplett weiterverarbeitet – zu Ölschroten, die als wichtige Proteinfuttermittel für die Nutztierhaltung dienen.

Das Öl selbst wird in weiteren Verarbeitungsschritten raffiniert und veredelt: für Nahrungsmittel, Oleochemie und Technik. Hier entstehen Öle und Fette, deren Nähr- und Anwendungseigenschaften gezielt für den jeweiligen Einsatz optimiert sind. Außerdem kommen Verfahren zum Einsatz, mit denen die Schmelzeigenschaften und Streichfähigkeit der Endprodukte gezielt verbessert werden. Schokolade beispielsweise schmilzt im Mund, aber nicht in der Hand – Pflanzenöl nach Maß macht´s möglich.

Wen wundert es, dass die Produkte der ölsaatenverarbeitenden Industrie heute in fast allen Lebensbereichen zu finden sind:

von klassischen Speiseölen sowie raffinierten Ölen in unzähligen weiteren Lebensmitteln, über Spezialöle für Kosmetik, biobasierte Kunststoffe, Bodenbeläge, Farben und Lacke, bis hin zu Proteinfuttermitteln und Biokraftstoffen. Auch die Nebenprodukte Glycerin und Lecithin spielen Hauptrollen in ihren jeweiligen Branchen: Lecithin ist als Emulgator zum Verbinden von Öl/Fett und Wasser aus vielen Lebensmitteln nicht mehr wegzudenken. Und Glycerin ist in der Pharmaindustrie ein enorm wichtiger Rohstoff.

Pflanzenöle sind die am häufigsten genutzten nachwachsenden Rohstoffe in der chemischen Industrie. Und die Forschung geht weiter – neue Eigenschaften und Anwendungen erschließen sich sukzessive. Klimaschutz, Umweltbewusstsein und ein hoher Anspruch an die Reinheit von Produkten prägen unser Handeln. Dies mündet in eine immer stärker werdende Nachfrage von wirtschaftlich, gesundheitlich und ökologisch sinnvollen Produkten. Ölsaaten vereinen diese Eigenschaften seit jeher, und waren noch nie so gefragt wie heute.